Achillessehnenschmerz – Ursachen und die richtige Therapie


Autor: Steffen Giszas          Letzte Aktualisierung: 02.10.2023


Achillessehnenschmerzen Verletzung Wade

In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Ursachen und Hintergründe von Beschwerden an der Achillessehne, damit Sie zum Experten für Ihre Achillessehnenschmerzen werden. Weiter geht es mit einem Überblick über die Therapie, die wirklich hilft, um die Achillessehnenschmerzen in den Griff zu bekommen.

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Überblick – Achillessehne äußerst stark und doch häufig Verletzt

Die Achillessehne ist die stärkste Sehne des menschlichen Körpers. Sie verbindet den Wadenmuskel (Triceps surae) mit dem Fersenbein (Calcaneus) und sorgt für die Kraftübertragung von der Muskulatur auf das Sprunggelenk. Dennoch leiden etwa 50 Prozent aller sportlich aktiven Menschen irgendwann in ihrem Leben unter Schmerzen an der Achillessehne.

Achillessehnenbeschwerden können verschiedene Ursachen haben. Unter dem Begriff Achillodynie werden alle schmerzhaften Erkrankungen der Achillessehne zusammengefasst. Man unterscheidet grob zwischen akuten und chronischen Achillessehnenschmerzen.

Akute Beschwerden entstehen zum Beispiel durch einen Schlag auf die Sehne. Weitaus häufiger sind jedoch chronische Sehnenbeschwerden. Diese entstehen zwar manchmal durch einmalige Belastungsspitzen. Oft sind sie aber schon lange im Entstehen und werden durch falsches Training oder andere körperliche Dysbalancen ausgelöst.

Ursachen – Warum entstehen Achillessehnenschmerzen

Wie alle Sehnenerkrankungen sind auch Achillessehnenbeschwerden oft mit einem langen Leidensweg verbunden. Ursache ist meist eine Fehl- oder Überbelastung. Beispiele hierfür können sein

  • wenig Trainingspausen
  • schnelle Steigerung der Gewichte
  • wenig Rumpfmuskulatur
  • Fehlstellungen der Beingelenke
  • eingeschränkte Beweglichkeit im Sprunggelenk
  • falsches Schuhwerk

Hintergrund – verstehen und präventiv gegen Achillessehnenprobleme vorgehen

Sehnen müssen den im Muskel erzeugten Zug auf ein Gelenk übertragen. Dabei entstehen in den Sehnenfasern starke Zugkräfte. Diese Kräfte sind für die Blutgefäße zu groß. Deshalb werden Sehnen schlecht durchblutet. Strukturen, die wenig Blut bekommen, haben auch immer weniger Nährstoffe zur Regeneration oder Reparatur und brauchen daher länger, um zu heilen. Treten bei hohen Trainingsleistungen Mikrotraumen in Muskeln und Sehnen auf, können diese durch kurze Pausen in der Muskulatur oft problemlos ausheilen. Anders sieht es bei Sehnen aus, hier sind die Pausen meist zu kurz und die Sehne verschlechtert sich zunehmend. Der Körper kann darauf reagieren, indem er Blutgefäße in die Sehne einwachsen lässt, um die Versorgung zu verbessern. Dadurch wird die Sehne jedoch geschwächt und die Fasern wandeln sich in einen weniger festen Typ um. Spätestens jetzt schmerzt die Sehne bei jeder Kontraktion und das Risiko eines Achillessehnenrisses ist erhöht.


Die neu gebildeten Blutgefäße in der Sehne können der Belastung nicht standhalten und verursachen ihrerseits Schmerzen. Die meisten Therapien zielen daher darauf ab, die Blutgefäße auf verschiedene Weise wieder zu zerstören.


mechanisch: Stoßwellen, Ultraschall, Querfriktionen oder Training
chemisch: Kortisonspritzen
Strahlung: Röntgenbestrahlung


Aber nur das Training ist die physiologisch normale Form der Belastung und nur es ist in der Lage, den minderwertigen Fasertyp wieder in den ursprünglichen Typ umzuwandeln und Muskeln und Sehnen dauerhaft gesund zu erhalten.

Therapie – So verschwinden deine Sehnen-Schmerzen

Die Therapie von Sehnenerkrankungen unterscheidet sich je nach Stadium. Bei einer frischen Sehnenverletzung kann eine Trainingspause eine Option sein, bei länger bestehenden Beschwerden steht das sogenannte exzentrische Training im Vordergrund. Für beide Stadien gilt ein allgemeiner Teil, der am Ende des Kapitels dargestellt wird.

Akut Therapie - Schmerzen erst seit kurzem

Bei neu aufgetretenen Beschwerden kann eine Trainingspause ausreichen. Dabei sollten alle schmerzauslösenden Bewegungen für mindestens zwei Wochen vermieden werden. Zusätzlich können folgende Maßnahmen die Heilung beschleunigen:

  • Vermeiden von Aktivitäten, die den Schmerz auslösen
  • Dehnen der Achillessehne und der Wadenmuskulatur
  • Kinesiotaping
  • Wärmetherapie an der Wade
  • schmerzfreie Aktivitäten
  • Salbenverband mit z.B. Arnika (vor allem nach einem Schlag auf die Wade oder die Achillessehne)

In den meisten Fällen ist es jedoch sinnvoll, mit einem exzentrischen Training zu beginnen. Denn die Schmerzen in der Achillessehne treten oft erst auf, wenn die Probleme schon länger bestehen. Während die Schonung als schmerzorientierte Therapie angesehen werden kann, setzt die Trainingstherapie an der Ursache an.

Therapie bei chronischen Schmerzen

Wurden die Schmerzen, wie in den meisten Fällen, zu lange ignoriert, muss davon ausgegangen werden, dass der Körper bereits mit anatomischen Anpassungen reagiert hat. Die Maßnahmen der Akuttherapie helfen hier bestenfalls kurzfristig. Um die Anpassungen wieder rückgängig zu machen und vielleicht sogar fitter aus der Verletzung hervorzugehen als vor der Verletzung, hilft am besten exzentrisches Training.

Die beste Übung bei Achillessehnenschmerz

Das exzentrische Training im Überblick

  • auf dem Vorfuß an der Stufe hoch eine Sekunde runter 3 Sekunden
  • auf zwei Füßen hoch, nur auf der verletzten Seite runter
  • volles Körpergewicht auf der verletzten Seite
  • vollen Bewegungsumfang nutzen
  • 12 Wochen
  • 2x täglich
  • 7 Tage pro Woche
  • 3 Serien Knie gestreckt + 3 Serien Knie gebeugt
  • Joggen und andere Aktivitäten sind erlaubt, wenn sie schmerzfrei sind.
  • die ersten 2 Wochen sind schmerzhaft
  • Wenn das Training keine Schmerzen mehr verursacht, können Zusatzgewichte verwendet werden.

Ausgangsstellung

Stellen Sie sich mit den Vorfüßen auf eine Stufe, so dass die Fersen in der Luft hängen. Sie können sich gerne mit den Armen an einem Geländer oder der Wand abstützen. Heben Sie die Fersen, und damit den ganzen Körper so hoch wie möglich. Nehmen Sie nun das gesunde Bein weg. Das gesamte Körpergewicht sollte jetzt auf dem betroffenen Fuß lasten. Knie- und Hüftgelenk bleiben dabei gestreckt.

Ausführung

Lassen Sie nun die Ferse langsam (ca. 3 Sekunden) unter das Niveau des Vorfußes sinken. Heben Sie sich dann mit Hilfe des anderen Beines wieder an (ca. 1 Sekunde). Nutzen Sie bei dieser Übung möglichst den gesamten Bewegungsradius Ihres Fußes.

Parameter

Wiederholen Sie diesen Ablauf bis zu 15 Mal, wechseln Sie dann zur anderen Seite oder dehnen Sie die Muskulatur als Pause. Nach einer Minute Pause wiederholen Sie die Übung. Insgesamt sollten drei Sätze mit gestrecktem Knie durchgeführt werden. Danach folgen drei Sätze, bei denen das Knie immer leicht gebeugt bleibt.

Diesen Übungsaufbau sollten Sie 12 Wochen lang zweimal täglich an sieben Tagen in der Woche durchführen.

Hinweise

In den ersten zwei Wochen wird während der Übung der Achillessehnenschmerz zu spüren sein. Das ist normal, machen Sie sich keine Sorgen, es wird besser werden. Sobald die Übung schmerzfrei durchgeführt werden kann, sollten Zusatzgewichte verwendet werden. Am einfachsten ist es, Bücher oder Flaschen in einen Rucksack zu packen, den man während der Übung trägt.

Während der Trainingszeit sollten alle schmerzhaften Aktivitäten vermieden werden, d.h. z.B. Joggen ist erlaubt, sobald es nicht mehr weh tut. Besondere Vorsicht ist bei Schnellkraftübungen geboten. Diese sollten erst nach den 12 Wochen wieder aufgenommen werden, um Komplikationen zu vermeiden.

Meist ist der Achillessehnenschmerz im Alltag und auch beim Training schon deutlich vor Ablauf der 12 Wochen weg, aber um Rückfälle zu vermeiden, sollte man die ganze Zeit durchhalten.

Ergänzende Therapien bei chronischem Achillessehnenschmerz

Zur weiteren Unterstützung der Heilung oder wenn das Training nicht ausreicht, um eine vollständige Heilung zu erreichen, können folgende Maßnahmen zusätzlich durchgeführt werden.

  • Eisabreibung
  • Neuraltherapie
  • Querfriktionen (Physiotherapie)
  • Ultraschall
  • Stoßwellentherapie
  • Kortisonspritzen

Allgemein gültige Therapiemaßnahmen

Sowohl bei akuten als auch bei chronischen Problemen sind immer Maßnahmen sinnvoll, die weiter an der Ursache des Problems ansetzen. In diesem Fall heißt das:

  • Trainingspausen einhalten
  • Gewichte moderat steigern
  • Rumpfmuskulatur aufbauen
  • Fehlstellungen durch gezieltes Training beseitigen
  • Bewegungseinschränkungen mobilisieren
  • Beratung bei der Auswahl des richtigen Schuhwerks

Wie Osteopathie bei der Heilung helfen kann

Grundsätzlich sollte das Training unter regelmäßiger Aufsicht eines geschulten Therapeuten durchgeführt werden, um Fehler zu vermeiden. Die Osteopathie wendet Techniken an, die die Durchblutung der geschädigten Bereiche verbessern und so die Heilung beschleunigen können. Darüber hinaus wird ganzheitlich nach den Ursachen gesucht. Die Rumpf- und Beinmuskulatur wird gezielt getestet, um konkrete Handlungsanweisungen zu geben. Umliegende Gelenke, die durch mögliche Einschränkungen eine Fehlfunktion der Achillessehne verursachen, können gefunden und beseitigt werden, um einen nachhaltigen Erfolg zu gewährleisten. Selbstverständlich werden auch die ergänzenden Therapiemaßnahmen aus den vorangegangenen Kapiteln eingesetzt und individuell angepasst.

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Über diesen Artikel

Osteopath Steffen Giszas

Veröffentlicht am: 25.09.2023 | Letzte Aktualisierung: 02.10.2023